MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Während die Welt in den letzten Jahren von der Covid-19-Pandemie in Atem gehalten wurde, hat eine andere, weniger beachtete Gesundheitskrise in den USA eine noch höhere Todeszahl gefordert: die Drogenüberdosis-Epidemie.
Die 2020er Jahre sind zweifellos von der Covid-19-Pandemie geprägt worden. Seit dem Ausbruch des Coronavirus, der vor fünf Jahren als Pandemie anerkannt wurde, hat Covid-19 über eine Million Amerikaner das Leben gekostet, die Weltwirtschaft ins Wanken gebracht und politische Umwälzungen ausgelöst, die bis heute nachwirken. Doch während Covid-19 die Schlagzeilen dominierte, geriet eine andere, möglicherweise noch bedeutendere Gesundheitskrise in den Hintergrund: die Drogenüberdosis-Epidemie.
Selbst auf dem Höhepunkt der Pandemie starben mehr junge Amerikaner an Drogenüberdosen als an Covid-19. Im vergangenen Jahr überstieg die Gesamtzahl der Todesfälle durch die Drogenkrise in den USA die der Covid-19-Pandemie und wurde damit zum tödlichsten Gesundheitsereignis dieser Generation. Laut Nora Volkow, der Direktorin des National Institute on Drug Abuse, wurde die Dringlichkeit dieser Krise weitgehend übersehen, da die Ressourcen und die Aufmerksamkeit auf die Bekämpfung von Covid-19 konzentriert waren.
Seit 1999 sind über 1,25 Millionen Menschen in den USA an nicht-alkoholbedingten Drogenüberdosen gestorben, wie Daten der Centers for Disease Control and Prevention zeigen. Mit jährlich etwa 85.000 weiteren Todesfällen wird diese Zahl weiter steigen. Die Wiederkehr der Drogentodesfälle als Hauptursache für unfallbedingte Todesfälle in den letzten 25 Jahren ist ein düsteres Zeichen dafür, dass die Überdosis-Krise weitgehend ungebremst weitergeht.
Die Reaktion der USA auf die beiden Gesundheitskrisen zeigt einen deutlichen Kontrast. Während die Covid-19-Pandemie mit strengen Isolationsprotokollen und Milliardeninvestitionen in die Entwicklung von Impfstoffen und Therapeutika bekämpft wurde, blieb die Reaktion auf die Drogenkrise weitgehend rhetorisch. Vier aufeinanderfolgende Präsidentschaften haben die Opioidkrise als innenpolitische Priorität bezeichnet, doch die Maßnahmen blieben hinter den Erwartungen zurück.
Die Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19, bekannt als Operation Warp Speed, steht in starkem Kontrast zu den begrenzten Mitteln für die Prävention von Überdosen und die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für Suchtkranke. Brian Hurley, Präsident der American Society of Addiction Medicine, betonte, dass selbst bestehende Medikamente wie Methadon und Buprenorphin nicht ausreichend genutzt werden.
Ein weiterer Faktor, der die unzureichende Reaktion erklären könnte, ist die moralische Haltung vieler Amerikaner gegenüber Drogenkonsumenten. Trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Sucht als chronische Krankheit definieren, wird sie oft nicht als solche wahrgenommen. Die Verfügbarkeit von Mitteln auf dem Niveau der Covid-19-Finanzierung könnte jedoch bald Realität werden, da Milliarden von Dollar aus Vergleichen mit Arzneimittelherstellern und -vertriebshändlern an lokale und staatliche Regierungen fließen.
Diese Mittel bieten die Möglichkeit, die Drogenkrise umfassend anzugehen, doch bisher wurden sie nicht in dem Maße genutzt, wie es nötig wäre. Patty McCarthy, CEO der gemeinnützigen Organisation Faces & Voices of Recovery, kritisiert, dass die Chance, etwas Bedeutendes zu bewirken, bisher verpasst wurde. Isolation und Stigmatisierung sind tödlich, und es besteht die Möglichkeit, es besser zu machen.
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