SAN FRANCISCO / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine ehemalige Führungskraft von Facebook erhebt schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen und beschreibt eine enge Zusammenarbeit mit der chinesischen Regierung.
Die ehemalige Facebook-Direktorin Sarah Wynn-Williams hat in einem Interview mit Branchenexperten enthüllt, dass Facebook in der Vergangenheit eng mit der chinesischen Regierung zusammengearbeitet habe, um mögliche Wege zur Zensur und Kontrolle von Inhalten in China zu erkunden. Diese Zusammenarbeit sei Teil der Bemühungen gewesen, Zugang zum riesigen chinesischen Markt zu erhalten, der Hunderte Millionen Nutzer umfasst.
Wynn-Williams, die von 2011 bis 2017 bei Facebook tätig war, beschreibt in ihrem neuen Buch, wie Mark Zuckerberg, der Gründer von Facebook, bereit gewesen sei, virale Beiträge zu verbergen, bis sie von den chinesischen Behörden überprüft werden konnten. Diese Enthüllungen werfen ein neues Licht auf die moralischen Kompromisse, die das Unternehmen in seiner Expansionsstrategie eingegangen ist.
In einer Beschwerde bei der US-amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC wirft Wynn-Williams Meta vor, Investoren in die Irre geführt zu haben. Meta, die Muttergesellschaft von Facebook, weist die Vorwürfe zurück und erklärt, dass Wynn-Williams aufgrund schlechter Leistungen entlassen worden sei. Zudem habe man sich letztlich entschieden, die in Betracht gezogenen Ideen nicht umzusetzen.
Die Vorwürfe kommen zu einem kritischen Zeitpunkt, da viele der damaligen Entscheidungsträger nun eine zentrale Rolle bei der Einführung von KI-Technologien spielen. Wynn-Williams betont, dass es wichtig sei, die Entscheidungsprozesse und moralischen Kompromisse zu verstehen, die in der Vergangenheit getroffen wurden, um die Zukunft der Technologiebranche zu gestalten.
Ein weiterer Vorwurf betrifft den Umgang mit sensiblen Daten von Jugendlichen. Wynn-Williams behauptet, dass Facebook Algorithmen eingesetzt habe, um zu erkennen, wann junge Nutzer sich verletzlich fühlten, und diese Informationen an Werbetreibende weitergegeben habe. Meta bestreitet diese Vorwürfe und erklärt, dass solche Tools nie angeboten wurden.
Die Enthüllungen werfen Fragen zur Verantwortung von Technologieunternehmen auf, insbesondere in Bezug auf den Schutz junger Nutzer und die Einhaltung ethischer Standards. Wynn-Williams fordert Meta auf, mehr in den Schutz junger Menschen zu investieren und die Sicherheit auf sozialen Plattformen zu einer Priorität zu machen.
Meta hat rechtliche Schritte gegen die Veröffentlichung von Wynn-Williams’ Buch eingeleitet und bezeichnet sie als bezahlte Aktivistin, die keine Whistleblowerin sei. Wynn-Williams hingegen betont, dass sie aus Sorge um die Zukunft der Technologiebranche und deren Einfluss auf das tägliche Leben spreche.
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