MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die COVID-19-Pandemie hat die Art und Weise, wie wir lernen und arbeiten, grundlegend verändert. Eine der bemerkenswertesten Veränderungen war der Anstieg von Videokonferenzen, die nicht nur die Kommunikation erleichterten, sondern auch neue psychologische Herausforderungen mit sich brachten. Eine davon ist die sogenannte Zoom-Dysmorphie, die insbesondere bei Studierenden zu einer verstärkten Selbstwahrnehmung und Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen führen kann.
Die Pandemie hat viele Studierende dazu gezwungen, ihre Ausbildung online fortzusetzen, was zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit dem eigenen Spiegelbild auf dem Bildschirm führte. Diese ständige Selbstbetrachtung hat bei vielen zu einer Fixierung auf vermeintliche Makel geführt, ein Phänomen, das als Zoom-Dysmorphie bekannt ist. Diese Erscheinung weist Parallelen zur körperdysmorphen Störung auf, einer psychischen Erkrankung, die durch obsessive Sorgen um das eigene Aussehen gekennzeichnet ist.
Eine neue Studie der Jahrom University of Medical Sciences in Iran hat untersucht, wie individuelle Merkmale wie Selbstwirksamkeit und dysmorphe Sorgen zur Zoom-Dysmorphie beitragen. Selbstwirksamkeit beeinflusst, wie Menschen Herausforderungen wahrnehmen und darauf reagieren, einschließlich negativer Selbstbilder. Dysmorphe Sorgen hingegen sind mit einer übermäßigen Beschäftigung mit geringfügigen oder eingebildeten körperlichen Mängeln verbunden und stellen einen potenziellen Risikofaktor für Zoom-Dysmorphie dar.
Die Studie umfasste 179 Medizinstudierende, die mindestens ein Jahr lang Online-Unterricht während der Pandemie erlebt hatten. Mithilfe von Fragebögen wurde die Zoom-Dysmorphie, die Selbstwirksamkeit und die dysmorphe Sorge gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass Studierende moderate Werte für Zoom-Dysmorphie aufwiesen, wobei die dysmorphe Sorge stark mit der Zoom-Dysmorphie korrelierte. Je höher die dysmorphe Sorge, desto stärker war die Zoom-Dysmorphie ausgeprägt.
Interessanterweise hatte die Selbstwirksamkeit einen mildernden Effekt auf die Zoom-Dysmorphie. Studierende mit höherer Selbstwirksamkeit berichteten seltener von negativen Gefühlen bezüglich ihres Aussehens während Videokonferenzen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten als psychologischer Puffer gegen Zoom-Dysmorphie wirken kann.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist, dass weder das Geschlecht noch das Studienfach signifikant mit der Zoom-Dysmorphie in Verbindung standen. Dies steht im Gegensatz zu früheren Forschungen, die nahelegten, dass Frauen tendenziell größere Sorgen um ihr Körperbild haben als Männer. Im Kontext von Videokonferenzen liegt der Fokus jedoch eher auf dem Gesichtsausdruck als auf der Körperform, was diese Unterschiede erklären könnte.
Die Studie weist jedoch einige Einschränkungen auf. Die Stichprobe bestand ausschließlich aus Medizinstudierenden einer Universität, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Disziplinen oder kulturelle Hintergründe einschränkt. Zudem basierte die Untersuchung auf selbstberichteten Fragebögen, die durch individuelle Wahrnehmungen und Vorurteile beeinflusst werden können.
Zukünftige Forschungen könnten längsschnittliche Designs verwenden, um Veränderungen der Zoom-Dysmorphie im Laufe der Zeit zu verfolgen und zu untersuchen, ob eine erhöhte Exposition gegenüber Videokonferenzen zu einer Verschlechterung oder Verbesserung der Selbstwahrnehmung führt. Auch andere psychologische Faktoren wie soziale Angst, Selbstwertgefühl und Perfektionismus könnten in zukünftigen Studien berücksichtigt werden.
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