MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Leitzinsen zu senken, hat nicht die erhoffte Entspannung auf den Kreditmärkten gebracht. Stattdessen stehen Sparer und Hauskäufer vor einer herausfordernden Situation, die durch steigende Hypothekenzinsen und fallende Tagesgeldzinsen gekennzeichnet ist.

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Leitzinsen um 25 Basispunkte zu senken, sollte eigentlich eine Erleichterung für Kreditnehmer bringen. Doch die Realität sieht anders aus: Die Renditen für langfristige Anleihen sind gestiegen, was wiederum die Hypothekenzinsen in die Höhe treibt. Diese Entwicklung trifft sowohl Sparer als auch Hauskäufer hart, da die erhoffte Entlastung ausbleibt.

Ein wesentlicher Faktor für die steigenden Anleiherenditen ist die expansive Schuldenpolitik der Bundesregierung. Die Ankündigung eines umfangreichen Fiskalpakets hat die Kapitalmärkte verunsichert und zu einem Ausverkauf europäischer Staatsanleihen geführt. Dies hat zur Folge, dass die Renditen steigen und damit auch die Kosten für Baufinanzierungen.

Für Sparer ist die Situation ebenfalls ungünstig. Die durchschnittlichen Tagesgeldzinsen sind auf 1,48 % gefallen, der stärkste Rückgang seit über einem Jahrzehnt. Banken geben die Zinssenkungen der EZB nur zögerlich an ihre Kunden weiter, während Kreditnehmer die vollen Auswirkungen der steigenden Marktzinsen zu spüren bekommen.

Ein neu entwickelter Index, der die Differenz zwischen den zehnjährigen Marktzinsen und dem EZB-Leitzins misst, zeigt die Schwere der Situation. Der Wert ist kürzlich auf 0,4 Prozent gestiegen, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu minus 0,32 Prozent zu Beginn der Woche. Diese ungünstige Konstellation war zuletzt im Januar 2023 zu beobachten.

Besonders betroffen sind private Bauherren, die einen erheblichen Aufschlag von etwa 120 Basispunkten auf die ohnehin steigenden Zinsen zahlen müssen. Dies bedeutet, dass aktuelle Finanzierungen schnell über vier Prozent kosten können, was in einem schwächelnden wirtschaftlichen Umfeld eine zusätzliche Belastung darstellt.

Die aktuelle Situation ist für Verbraucher eine Lose-lose-Situation: Die EZB senkt die Leitzinsen, doch Baugeld wird teurer. Sparer bekommen weniger für ihr Geld, während Kreditnehmer höhere Zinsen zahlen. Die Schuldenpolitik der Bundesregierung treibt die Anleiherenditen nach oben, was negative Konsequenzen für die Finanzierungsbedingungen hat.

Wie lange diese Situation anhält, hängt maßgeblich davon ab, wie sich die Kapitalmärkte entwickeln und ob die EZB mit weiteren Zinssenkungen gegensteuert. Doch eines ist klar: Für Hauskäufer und Sparer ist das aktuell die schlechteste aller Welten.

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