MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Digitalisierung hat die Hotelbranche grundlegend verändert und die Bedeutung von Sternezertifizierungen stark reduziert. Immer mehr Reisende verlassen sich auf Online-Bewertungen und suchen ihre Unterkünfte über das Internet. Diese Entwicklung hat zu einem signifikanten Rückgang der zertifizierten Hotels und Ferienunterkünfte geführt.
Die Digitalisierung hat die Art und Weise, wie Reisende Unterkünfte suchen und buchen, grundlegend verändert. Während früher Sternezertifizierungen als wichtiges Kriterium galten, um die Qualität eines Hotels oder einer Ferienunterkunft zu beurteilen, spielen heute Online-Bewertungen eine entscheidende Rolle. Diese Veränderung spiegelt sich in den Zahlen wider: Seit 2010 ist die Zahl der zertifizierten Ferienhäuser und -wohnungen in Deutschland drastisch gesunken.
Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) und des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) hat sich die Zahl der klassifizierten Betriebe von fast 66.000 im Jahr 2010 auf etwa 23.500 reduziert. Auch bei Hotels ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Von über 8.200 sternezertifizierten Hotels im Jahr 2011 sind es 2025 nur noch rund 6.300. Der Anteil der zertifizierten Hotels sank von etwa 60 Prozent im Jahr 2015 auf rund 50 Prozent im Jahr 2022.
Ein wesentlicher Grund für diesen Rückgang ist die zunehmende Bedeutung von Online-Bewertungen. Plattformen wie TripAdvisor oder Booking.com bieten Nutzern die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zu teilen und so anderen Reisenden bei der Entscheidung zu helfen. Diese Nutzerbewertungen sind oft aktueller und spezifischer als traditionelle Sternezertifizierungen, die in regelmäßigen Abständen erneuert werden müssen.
Die Corona-Pandemie hat diesen Trend weiter verstärkt. Viele Hotels konnten während der Pandemie keine Nachklassifizierungen durchführen, was zu einem weiteren Rückgang der zertifizierten Betriebe führte. Zudem mussten zahlreiche Hotels aufgrund von Betriebsaufgaben oder Insolvenzen schließen, was die Gesamtzahl der Hotels in Deutschland weiter reduzierte.
Experten wie Tourismusprofessor Harald Zeiss sehen in dieser Entwicklung keine Überraschung. Er betont, dass moderne Gäste andere Prioritäten haben als früher. So sei beispielsweise ein stabiles WLAN wichtiger als ein Bidet im Zimmer. Für viele Hotels lohne sich der Aufwand einer Klassifizierung nicht mehr, da sie online einfachere und spezifischere Suchkriterien anbieten könnten.
Trotz dieser Entwicklungen bleibt die offizielle Deutsche Hotelklassifizierung ein Orientierungspunkt in einem sich wandelnden Markt. Sie bietet nach wie vor eine gewisse Sicherheit für Reisende, die sich auf eine standardisierte Bewertung verlassen möchten. Dennoch ist klar, dass die Digitalisierung die Hotelbranche nachhaltig verändert hat und traditionelle Bewertungsmechanismen zunehmend durch moderne, digitale Alternativen ersetzt werden.
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