SAN FRANCISCO / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Im Rechtsstreit um die Open-Source-Lizenz AGPLv3 zwischen dem Datenbankunternehmen Neo4j und dem Entwickler John Mark Suhys hat die Free Software Foundation (FSF) eine entscheidende Stellungnahme abgegeben.
Die Auseinandersetzung zwischen Neo4j und John Mark Suhys, dem Entwickler des Neo4j-Forks Open Native Graph Database (ONgDB), hat die Aufmerksamkeit der Free Software Foundation (FSF) auf sich gezogen. Im Zentrum des Streits steht die Frage, ob Neo4j die GNU Affero General Public License (AGPLv3) rechtmäßig modifiziert hat. Die FSF hat sich nun mit einer Stellungnahme in den Konflikt eingeschaltet, um Suhys Bemühungen zu unterstützen, ein früheres Gerichtsurteil zu kippen, das Neo4j Modifikationen an der AGPLv3 erlaubte.
Die FSF wirft Neo4j vor, die AGPLv3 missbraucht zu haben. Laut FSF-Direktorin Zoë Kooyman soll Neo4j dazu gebracht werden, diesen Missbrauch zu beheben. Zuvor hatte die Software Freedom Conservancy erfolglos versucht, eine Stellungnahme beim Berufungsgericht einzureichen. Kooyman betont, dass die FSF gezwungen sei, erneut einzuschreiten, um die Absichten der GNU-Lizenzen klarzustellen und den Schutz der Softwarefreiheiten zu gewährleisten.
Der Hintergrund des aktuellen Prozesses liegt in einer Entscheidung eines kalifornischen Bezirksgerichts aus dem Jahr 2021, die zugunsten von Neo4j ausfiel. Neo4j hatte eine Marken- und Urheberrechtsklage gegen das von Suhy gegründete Unternehmen PureThink eingereicht, da Suhy mit ONgDB einen Neo4j-Fork anbot. Neo4j behauptete, Suhy habe gegen die Lizenzbedingungen der Graph-Datenbank verstoßen und dadurch erhebliche Umsatzeinbußen verursacht.
Suhy entwickelte ONgDB auf Basis der Neo4j Enterprise Edition 3.4, die sowohl unter der kommerziellen Neo4j Sweden Software License (NLLS) als auch unter der AGPLv3 verfügbar war. Mit der Version 3.5 verbreitete Neo4j die Datenbank jedoch nur noch unter der NLLS, die inhaltlich der AGPLv3 ähnelt, jedoch den Weiterverkauf und kostenpflichtige Support-Angebote verbietet.
Das Berufungsgericht könnte mit seiner Entscheidung einen Präzedenzfall schaffen, der die AGPLv3 und andere Open-Source-Lizenzen einschränkt. Sollte das bisherige Urteil bestätigt werden, wäre es Entwicklern nicht mehr möglich, Einschränkungen in der AGPLv3 rückgängig zu machen, was die Freiheit von Open-Source-Software gefährden könnte.
Die FSF fordert, dass Neo4j alle Verweise auf die AGPLv3 aus dem Code entfernt. Diese Forderung unterstreicht die Bedeutung der Lizenz für die Open-Source-Community, die auf den Schutz und die Freiheit der Softwareentwicklung angewiesen ist. Die Entscheidung des Berufungsgerichts wird mit Spannung erwartet, da sie weitreichende Auswirkungen auf die Zukunft von Open-Source-Lizenzen haben könnte.
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