SODANKYLÄ / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In der abgelegenen Region Nordfinnlands, nahe der russischen Grenze, spielt das finnische Raumfahrtzentrum eine entscheidende Rolle bei der Untersuchung des Klimawandels in der Arktis. Mit einer Präzision, die in Europa ihresgleichen sucht, analysieren Forscher hier die Auswirkungen der Erderwärmung auf die arktische Region.
Das finnische Raumfahrtzentrum in Sodankylä, einer kleinen Stadt nördlich des Polarkreises, ist ein einzigartiger Ort für die Klimaforschung. Vier große Antennen, die sich wie Sonnenblumen zu den Polar-Satelliten im All drehen, dominieren das verschneite Gelände des Finnischen Meteorologischen Instituts. Diese strategische Lage ermöglicht es, mehr Satellitendaten pro Tag zu empfangen als Stationen in Äquatornähe.
Die Forscher nutzen sowohl Bodenmessungen als auch Satellitendaten, um Veränderungen der Schnee- und Eisdecke auf der Nordhalbkugel zu untersuchen. Timo Ryyppo, Leiter des Sodankylä Satellite Data Center, erklärt, dass die Schneemenge zwar weitgehend konstant geblieben ist, jedoch ungleich verteilt ist. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf das Verständnis der Klimadynamik in der Region.
Mit über 550 verschiedenen Messgeräten, darunter Instrumente an einem 25 Meter hohen Turm in einem Kiefernwald, wird die Konzentration von Treibhausgasen aus Bäumen, Boden und Atmosphäre überwacht. Die Forscher betonen die Bedeutung dieser Daten, um die Arktis besser zu verstehen und die Auswirkungen des Klimawandels zu quantifizieren.
Jyri Heilimo, Leiter der Arctic Space Center Unit, hebt hervor, dass die durchschnittliche Temperatur in der Region seit Beginn der Messungen im Jahr 1908 doppelt so schnell gestiegen ist wie in anderen Teilen der Welt. Dies ist größtenteils auf den menschlichen Einfluss durch fossile Brennstoffe zurückzuführen. Eine Studie im Fachjournal Nature zeigt, dass sich die Arktis seit 1979 fast viermal schneller erwärmt hat als der Rest der Welt.
Die Bedeutung der Bodenmessungen in Sodankylä nimmt zu, insbesondere angesichts der geopolitischen Spannungen und der eingeschränkten Zusammenarbeit mit Russland. Simonetta Cheli von der Europäischen Weltraumorganisation betont, dass Finnland eine zentrale Rolle bei der Validierung von Satellitendaten spielt, da der Zugang zu sibirischen Daten derzeit nicht möglich ist.
Die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Weltraumorganisation und dem Finnischen Meteorologischen Institut hat zur Einrichtung eines ‘Arctic-Boreal Earth Observation Supersite’ geführt, das die Entwicklung neuer Methoden zur Erkennung von atmosphärischem Kohlendioxid aus Satellitenmessungen unterstützt. Diese Arbeit ist entscheidend, um die Herausforderungen des Klimawandels in der Arktis zu bewältigen und globale Auswirkungen zu verstehen.
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