SINGAPUR / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass strenge Erziehung in der frühen Kindheit die Gehirnentwicklung bei Mädchen beeinflussen kann. Diese Erkenntnisse könnten erklären, warum Mädchen, die harsche Erziehung erfahren, später Verhaltensprobleme entwickeln.
Die Auswirkungen von Erziehung auf die Entwicklung von Kindern sind seit langem ein Thema der Forschung. Eine aktuelle Studie aus Singapur hat nun gezeigt, dass strenge Erziehung in der frühen Kindheit die Gehirnentwicklung bei Mädchen beeinflussen kann. Insbesondere die Verbindung zwischen der Amygdala, einem für Emotionen wichtigen Gehirnbereich, und anderen Hirnregionen scheint betroffen zu sein. Diese Veränderungen könnten erklären, warum Mädchen, die harsche Erziehung erfahren, später häufiger Verhaltensprobleme zeigen.
Die Studie, die im Rahmen der Langzeitstudie „Growing Up in Singapore Towards healthy Outcomes“ (GUSTO) durchgeführt wurde, untersuchte die Gehirnentwicklung von Kindern über mehrere Jahre hinweg. Dabei wurden Gehirnscans von Kindern im Alter von viereinhalb bis zehn Jahren analysiert. Diese longitudinale Herangehensweise ermöglicht es, die Entwicklung des Gehirns bei jedem einzelnen Kind zu verfolgen, anstatt nur Momentaufnahmen zu vergleichen.
Ein zentrales Ergebnis der Studie war, dass strenge Erziehung, die durch physische Bestrafung und verbale Feindseligkeit gekennzeichnet ist, mit Verhaltensproblemen wie Aggression und Regelbrüchen im Alter von zehn Jahren in Verbindung steht. Interessanterweise war dieser Zusammenhang vor allem bei Mädchen ausgeprägt, während bei Jungen keine signifikanten Effekte festgestellt wurden.
Die Forscher fanden heraus, dass strenge Erziehung nicht direkt mit der Größe der Amygdala zusammenhängt, sondern mit der funktionellen Konnektivität zwischen der Amygdala und anderen Hirnregionen wie dem anterioren cingulären Cortex. Diese Verbindungen zeigten bei Kindern, die strenge Erziehung erfahren hatten, ein anderes Entwicklungsmuster als bei Kindern, die weniger strenge Erziehung erlebten.
Besonders auffällig war, dass Mädchen, die harsche Erziehung erfahren hatten, eine schnellere Abnahme der Konnektivität zwischen der Amygdala und dem anterioren cingulären Cortex zeigten. Diese beschleunigte Abnahme könnte eine beschleunigte Entwicklung dieser Gehirnverbindungen als Reaktion auf frühen Stress widerspiegeln und mit späteren Verhaltensproblemen in Verbindung stehen.
Die Studie liefert wichtige Hinweise darauf, dass die Art der Erziehung in der frühen Kindheit langfristige Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung und das Verhalten von Kindern haben kann. Die Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer unterstützenden und positiven Erziehung, um die gesunde Entwicklung von Kindern zu fördern.
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