TAIWAN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Angesichts der zunehmenden Spannungen mit China sieht sich Taiwan mit erheblichen Herausforderungen bei der Rekrutierung von Militärpersonal konfrontiert. Die sinkenden Geburtenraten und die Konkurrenz durch den privaten Sektor erschweren die Bemühungen, die Truppenstärke aufrechtzuerhalten.
Die militärische Lage in Taiwan ist angespannt, da die Inselnation mit einer wachsenden Bedrohung durch China konfrontiert ist. Die Rekrutierung von Militärpersonal gestaltet sich zunehmend schwierig, was auf eine Kombination aus demografischen und wirtschaftlichen Faktoren zurückzuführen ist. Zwischen 2022 und 2024 verließen etwa 12.000 Soldaten das Militär, was die ohnehin schon angespannte Situation weiter verschärft.
Ein wesentlicher Grund für die sinkenden Rekrutierungszahlen ist die niedrige Geburtenrate in Taiwan, die nach Südkorea die zweitniedrigste in Asien ist. Trotz wettbewerbsfähiger Gehälter im Militär zieht es viele junge Menschen in den privaten Sektor, der oft attraktivere Karrieremöglichkeiten bietet. Die Regierung diskutiert seit Jahren informell über die Möglichkeit, ausländische Migranten in die Streitkräfte zu integrieren, um die Lücken zu füllen.
Die geopolitische Lage verschärft die Situation weiter. China hat seine militärischen Übungen in der Nähe von Taiwan intensiviert, was die Notwendigkeit einer starken Verteidigungskraft unterstreicht. Experten wie der ehemalige US-Offizier Christopher Clifford, bekannt als YouTuber “Uncle Topher”, warnen jedoch vor einer Überbewertung der Bedrohung durch eine Invasion. Er betont, dass die wirtschaftlichen Kosten eines Krieges für China immens wären und dass moderne Kriege zunehmend mit Cyberangriffen und Desinformation geführt werden.
Die taiwanesische Regierung hat in der Vergangenheit die Wehrpflicht reduziert, um den Übergang zu einer professionellen Armee zu erleichtern. Doch angesichts der aktuellen Herausforderungen wurde die Wehrpflicht 2022 wieder auf ein Jahr verlängert. Diese Maßnahme stieß auf gemischte Reaktionen, doch größere Proteste blieben aus. Der neu gewählte Präsident William Lai, der in Peking unbeliebt ist, hat die Beziehungen zu China weiter belastet.
Ein weiterer Aspekt, der die Rekrutierung erschwert, sind die Kürzungen der Militärpensionen im Jahr 2018, die bei vielen ehemaligen Soldaten und ihren Familien Unmut ausgelöst haben. Diese Kürzungen wurden als notwendig erachtet, um das Pensionssystem vor dem Bankrott zu bewahren, doch sie haben das Vertrauen in die Regierung untergraben.
Die Idee, Migranten in das Militär zu integrieren, wird erneut diskutiert. Taiwan beherbergt über 800.000 Migranten, hauptsächlich aus Südostasien, die möglicherweise bereit wären, in den Streitkräften zu dienen. Dies könnte in Friedenszeiten durch den Einsatz in technischen und logistischen Rollen geschehen, ohne dass sie direkt an Kampfhandlungen teilnehmen müssten.
Die USA bleiben Taiwans wichtigster Verbündeter und Waffenlieferant. Präsident Lai plant, die Verteidigungsausgaben erheblich zu erhöhen, um die militärische Stärke zu sichern. Doch ohne ausreichend ausgebildetes Personal, das die modernen Waffensysteme bedienen kann, bleibt die Effektivität dieser Investitionen fraglich.
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