BRÜSSEL / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Microsoft steht erneut im Zentrum einer Kontroverse, nachdem Berichte aufgetaucht sind, dass das Unternehmen versucht habe, Konkurrenten mit finanziellen Angeboten zur Rücknahme einer Kartellbeschwerde zu bewegen.
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Microsoft sieht sich in Europa mit schweren Vorwürfen konfrontiert, die das Unternehmen in ein schlechtes Licht rücken. Laut einem Interview mit Frank Karlitschek, dem CEO von Nextcloud, soll Microsoft versucht haben, Beschwerdeführer einer EU-Kartellrechtsbeschwerde mit Geld zu besänftigen. Diese Beschwerde wurde 2021 bei der EU-Kommission eingereicht und richtet sich gegen Microsofts Praktiken, die den Wettbewerb im Cloud-Markt beeinträchtigen könnten.
Die Vorwürfe betreffen insbesondere Microsofts Strategie, seine marktbeherrschende Stellung durch das Bündeln von Software- und Serviceangeboten weiter auszubauen. Nextcloud und andere Unternehmen hatten sich über die unfaire Integration von OneDrive in Windows beschwert, was kleinere Anbieter benachteilige. Karlitschek betont, dass kein Unternehmen das finanzielle Angebot von Microsoft angenommen habe, was die Wichtigkeit einer effektiven regulatorischen Aufsicht unterstreicht.
Diese Entwicklungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Microsoft bereits unter verstärkter Beobachtung steht. Das Bundeskartellamt hatte im September 2024 festgestellt, dass Microsoft seine marktübergreifende Bedeutung ausnutze, um Paketlösungen zu verkaufen. Diese Praktiken könnten den Wettbewerb erheblich verzerren und Innovationen behindern, so die Einschätzung der Behörde.
Ein weiteres Beispiel für Microsofts umstrittene Geschäftspraktiken ist die Zahlung von 20 Millionen Euro an den Cloud-Branchenverband CISPE im Sommer 2024. Diese Zahlung erfolgte zur Beilegung von Streitigkeiten über die Lizenzierung von Microsofts Cloud-Produkten, die den europäischen Markt schädigen könnten. Trotz der Einigung äußerten CISPE-Mitglieder Bedenken, dass die Vereinbarung nur kurzfristige Vorteile bringe.
Microsofts Vorgehen wird auch in den USA kritisch beobachtet. Die US-Handelsaufsicht FTC hat Bedenken hinsichtlich der Kooperationen zwischen Microsoft und führenden KI-Unternehmen geäußert. Insbesondere die Investitionen in Milliardenhöhe in OpenAI werden als potenzielles Risiko für eine vollständige Übernahme gesehen, was die Wettbewerbslandschaft weiter verändern könnte.
Die Diskussion um Microsofts Marktpraktiken wirft grundlegende Fragen zur digitalen Souveränität Europas auf. Frank Karlitschek fordert eine stärkere Förderung der europäischen Eigenständigkeit, um sich nicht von großen US-Technologieunternehmen erpressen zu lassen. Die europäische Wirtschaft steht an einem Scheideweg, an dem die Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen.
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