BERLIN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die deutsche Wirtschaft steht vor einer der größten Herausforderungen seit Jahrzehnten. Nach zwei Jahren der Rezession stellt sich die Frage, ob die neue Regierung in der Lage sein wird, einen wirtschaftlichen Aufschwung herbeizuführen.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer kritischen Lage. Seit 2019 stagniert das Wachstum, und die Wirtschaftsleistung ist 2024 um 0,2 Prozent zurückgegangen. Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose für das Wachstum in Deutschland auf nur noch 0,3 Prozent gesenkt. Diese düsteren Aussichten werden durch die Vorhersage des DIHK verstärkt, der für 2025 einen weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent erwartet.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist entsprechend schlecht. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags, sieht die Zwanzigerjahre als das wirtschaftlich schlechteste Jahrzehnt seit der Gründung der Bundesrepublik. Besonders die Industrieproduktion leidet seit 2018 unter einem kontinuierlichen Rückgang, was sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirkt.
Die Arbeitslosigkeit nähert sich der 3-Millionen-Grenze, und allein im verarbeitenden Gewerbe sind innerhalb eines Jahres fast 100.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Christiane Benner von der IG Metall beschreibt die Stimmung als von einem Mehltau überzogen. Ökonom Jens Südekum betont die Notwendigkeit massiver Investitionen in die Modernisierung der Infrastruktur und des Wirtschaftsmodells, um einen wirtschaftlichen Frühling zu ermöglichen.
Die schlechten Standortbedingungen führen zu einer Abwanderung von Unternehmen und einem Investitionsattentismus, der die Zahl der Insolvenzen auf ein historisches Hoch treibt. 2024 mussten 364 größere Unternehmen Insolvenz anmelden, ein Anstieg um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. Christian Sewing von der Deutschen Bank fordert, dass jede Entscheidung im Wirtschaftsministerium langfristig Wachstum unterstützen muss.
Die Inflation bleibt ein drückendes Thema in Deutschland. Nach einem Anstieg der Preise während der Energiekrise 2022 auf bis zu 10 Prozent, sind die Preise im Herbst 2024 zwar auf 2 Prozent gesunken, doch ein erneuter Anstieg ist zu verzeichnen. Besonders Geringverdiener sind von den gestiegenen Kosten für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen betroffen.
Die politischen Parteien bieten unterschiedliche Lösungen an. Der Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck setzt auf eine unbürokratische Investitionsprämie und günstigere Strompreise, während die Union unter Jens Spahn auf den sogenannten Merz-Effekt setzt, der durch eine Kanzlerschaft von Friedrich Merz ein Prozent Wachstum auslösen soll. Die SPD plant gezielte Investitionen in Wirtschaft und Infrastruktur, und die FDP will die Bürokratie radikal abbauen.
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