Banken fordern mehr Transparenz bei Fed-Stresstests

WASHINGTON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einem bemerkenswerten Schritt haben bedeutende Bankenverbände eine Klage gegen die Federal Reserve eingereicht, um mehr Transparenz bei der Gestaltung von Bank-Stresstests zu fordern. Diese Tests sind entscheidend, um die Widerstandsfähigkeit von Banken in Krisenzeiten zu bewerten, und die Verbände argumentieren, dass der aktuelle Prozess zu intransparent sei.

Die Klage, die von führenden Bankenhandelsgruppen wie dem Bank Policy Institute und der American Bankers Association eingereicht wurde, zielt darauf ab, den Entwurfsprozess der Stresstest-Szenarien für öffentliche Kommentare zu öffnen. Diese Forderung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Federal Reserve bereits Reformen in diesem Bereich angekündigt hat. Die Bankenverbände betonen, dass eine größere Transparenz notwendig sei, um die Kapital- und Liquiditätsanforderungen der Banken besser nachvollziehen zu können.

Die Stresstests der Federal Reserve sind seit der Finanzkrise 2009 ein zentrales Instrument zur Sicherstellung der Stabilität des Bankensystems. Sie simulieren hypothetische Rezessionen, um die Belastbarkeit der Banken zu prüfen. Kritiker argumentieren jedoch, dass der Prozess der Szenarienentwicklung zu wenig Einblick bietet und die Ergebnisse zu schwankenden Kapitalanforderungen führen können, die sich negativ auf die Kreditvergabe und das Wirtschaftswachstum auswirken.

Interessanterweise erfolgte die Einreichung der Klage nur einen Tag nach der Ankündigung der Fed, das Stresstest-Verfahren zu reformieren. Die Zentralbank plant, die Widerstandsfähigkeit der Banken über einen Zeitraum von zwei Jahren zu messen und das Szenario-Design für öffentliche Kommentare zu öffnen. Diese geplanten Änderungen könnten den Forderungen der Bankenverbände entgegenkommen, die eine stärkere Einbindung der Öffentlichkeit in den Entwurfsprozess fordern.

Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA im Fall Loper Bright Enterprises v. Raimondo, die die als Chevron-Doktrin bekannte richterliche Zurückhaltung gegenüber Regulierungsbehörden aufhob, könnte ebenfalls Einfluss auf die zukünftige Gestaltung der Stresstests haben. Diese rechtlichen Entwicklungen könnten die Federal Reserve dazu veranlassen, ihre Prozesse weiter zu öffnen und transparenter zu gestalten.

Greg Baer, Präsident und CEO des Bank Policy Institute, kritisiert das bestehende System als intransparent und betont, dass es zu unangemessenen Kapitalbelastungen führen könne. Diese Belastungen könnten die Kreditvergabe einschränken und das Wirtschaftswachstum hemmen. Die Klage fordert jedoch keine sofortigen Änderungen am Stresstest-Prozess für 2025 oder den Kapitalplanungsanforderungen, sondern zielt auf eine langfristige Verbesserung der Transparenz ab.

Die Diskussion um die Transparenz der Stresstests der Federal Reserve ist ein weiteres Beispiel für die anhaltende Debatte über die Rolle der Regulierung im Finanzsektor. Während die Bankenverbände auf mehr Einblick und Beteiligung drängen, bleibt abzuwarten, wie die Federal Reserve auf diese Forderungen reagieren wird und welche Auswirkungen dies auf die Stabilität des Bankensystems haben könnte.