LONDON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die britische Regierung steht vor der Herausforderung, ihre Pensionspolitik neu auszurichten, um die heimische Wirtschaft zu stärken. Trotz großzügiger Steuererleichterungen für Altersvorsorgeeinlagen bleibt der gewünschte Effekt auf die inländischen Investitionen aus.
Die britische Regierung hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Altersvorsorge durch Steuererleichterungen zu fördern. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Abhängigkeit von Sozialleistungen im Alter zu reduzieren und gleichzeitig das Investitionsklima zu stärken. Doch trotz dieser Bemühungen stagnieren die inländischen Investitionen, da der Anteil britischer Aktien in Pensionsportfolios stark gesunken ist.
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt, dass die Summe der Steuer- und Sozialversicherungsbeiträge auf Renteneinkommen im Steuerjahr 2023-24 beeindruckende 52 Milliarden Pfund beträgt. Diese Summe steht dem Verteidigungshaushalt des Landes in nichts nach und verdeutlicht die Bedeutung der Altersvorsorge im britischen Finanzsystem.
International betrachtet, sind steuerliche Anreize für Rentensparpläne weit verbreitet. In Dänemark und im Vereinigten Königreich sind Rentenzahlungen steuerpflichtig, während Sparbeiträge steuerfrei bleiben. Australien hingegen versteuert sowohl Sparbeiträge als auch Investmentgewinne. Diese unterschiedlichen Modelle haben dazu beigetragen, dass Großbritannien weltweit den dritten Platz bei Pensionsvermögen belegt, mit einem Volumen von 3 Billionen Pfund.
Trotz dieser Erfolge bleibt die Unterstützung des heimischen Marktes hinter den Erwartungen zurück. Der Anteil der in britische Vermögenswerte investierten Rentenvermögen ist drastisch gesunken, was zu einem Teufelskreis führt. Der Anteil der britischen Aktien in Pensionsportfolios sank in den letzten 25 Jahren von über 50 Prozent auf nur noch 4 Prozent. Diese Entwicklung entzieht dem britischen Markt Liquidität und schwächt London als Finanzplatz.
Die Regierung hat bisher von verbindlichen Vorgaben für inländische Investitionen abgesehen, prüft jedoch diese Möglichkeit. Eine von Finanzministerin Rachel Reeves angeordnete Pensionsüberprüfung ließ derartige Maßnahmen offen. Investoren wie BlackRock, JPMorgan und Amundi erwarten mittelfristig eine Outperformance britischer Aktien, doch eine Zwangsinvestition in diese birgt Risiken.
Während Pensionssparer darauf hinweisen, dass inländische Investitionsunterstützung nicht ihre Aufgabe sei, bleibt der massive Steueranreiz bestehen. Eine Option, die in Betracht gezogen werden könnte, wäre Australien zu folgen: Besteuerung von Investmenterträgen und Anreize für heimische Investitionen. Die Regierung könnte, durch klare gesetzliche Vorgaben, möglicherweise die Investitionsweise nach britischen Präferenzen steuern.
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