CANNES / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Bald trifft sich auf der weltgrößten Fernsehmesse wieder alles, was Rang und Namen hat. Ein Riesenthema: Künstliche Intelligenz. Synchronsprecher haben Sorge, irgendwann durch Klone ersetzt zu werden.



Auf der weltweit größten Messe für Fernsehen und Streaming, der MIPTV in Cannes, steht ein Thema besonders im Fokus: die fortschreitende Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und deren Einfluss auf die Unterhaltungsbranche. Synchronsprecher äußern ihre Besorgnis über die Möglichkeit, durch KI-generierte Stimmklone ersetzt zu werden, ein Schritt, der als unmittelbar bevorstehende Revolution betrachtet wird.

Über 200 berühmte Persönlichkeiten, darunter Billie Eilish, Stevie Wonder, Katy Perry und Jon Bon Jovi, haben ihre Sorge über die KI-Fortschritte, insbesondere das täuschend echte Klonen von Stimmen, zum Ausdruck gebracht. Diese Entwicklung betrifft Musiker, Schauspieler und Sprecher gleichermaßen, wobei im Synchronbereich bereits eine zunehmende Ersetzung menschlicher Akteure durch KI zu beobachten ist.

Die Technologie schreitet voran, und Unternehmen wie das Amsterdamer Startup Dubformer und die ukrainische Firma Respeecher führen die Innovation an, indem sie Dienste anbieten, die von automatisierten Video-Synchronisationen in über 70 Sprachen bis zum Wiedererschaffen charakteristischer Stimmen verstorbener Sprecher reichen. Die israelische Firma Deepdub beabsichtigt sogar, Originalstimmen bekannter Stars in zahlreiche Sprachen zu übertragen, was die Grenzen des bisher Möglichen im Bereich der Synchronisation erweitert.

Trotz der raschen Entwicklungen glauben einige Experten, wie der renommierte deutsche Synchronsprecher Charles Rettinghaus, dass die Qualität und der Ausdruck menschlicher Synchronsprecher von KI noch nicht erreicht werden kann. Er betont die einzigartige Fähigkeit menschlicher Sprecher, Emotionen und Nuancen zu vermitteln, die KI derzeit noch nicht replizieren kann. Dennoch ist sich Rettinghaus bewusst, dass die Technologie sich weiterentwickelt und die Fähigkeiten von KI-Sprechern sich verbessern werden.

Die Herausforderungen und Risiken der neuen Technologie sind nicht zu unterschätzen. Das “Stehlen” von Stimmen wird immer häufiger, und Synchronsprecher wie Rettinghaus fordern angemessene Vergütungen und rechtlichen Schutz für ihre Arbeit. Die Sorge ist groß, dass Synchronsprecher irgendwann durch KI ersetzt werden könnten, was nicht nur ihre individuellen Karrieren, sondern auch die Kunst der Synchronisation selbst bedroht.

Ausblick: Die Diskussion über die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Unterhaltungsbranche ist weit von einem Abschluss entfernt. Während einige Synchronsprecher optimistisch bleiben und die Möglichkeiten betonen, die KI für neue kreative Ausdrucksformen bieten könnte, bleibt die Sorge bestehen, dass diese Technologie letztendlich die menschliche Beteiligung in diesem Bereich überflüssig machen könnte. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich diese Balance zwischen technologischem Fortschritt und dem Erhalt menschlicher Kunstfertigkeit entwickeln wird.

KI in Filmproduktionen: Dank Künstlicher Intelligenz die letzte Generation menschlicher Synchronsprecher?
KI in Filmproduktionen: Dank Künstlicher Intelligenz die letzte Generation menschlicher Synchronsprecher? (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)
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