SYDNEY / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Debatte um den Einsatz von KI-Modellen im Verlagswesen hat in Australien eine neue Dimension erreicht. Autoren und Verlage sind empört über die Praktiken großer Tech-Unternehmen, die urheberrechtlich geschützte Werke ohne Zustimmung nutzen.

Die australische Literaturszene ist in Aufruhr. Autoren, Agenten und die Australian Society of Authors haben mit Empörung auf die Praktiken großer Technologieunternehmen reagiert, die KI-Modelle mit urheberrechtlich geschützten Werken trainieren, ohne die Zustimmung der Urheber einzuholen. Black Inc, ein angesehener Verlag, hat seine Autoren um Erlaubnis gebeten, ihre Werke für die KI-Entwicklung zu nutzen und die Einnahmen zu teilen. Doch die Transparenz und Dringlichkeit dieser Anfrage wurden in Frage gestellt.

Der Autor Toby Walsh, selbst ein erfahrener KI-Forscher, hat den Vertrag mit Black Inc unterschrieben, sieht jedoch die Notwendigkeit, die Praktiken der Tech-Giganten kritisch zu hinterfragen. Er vergleicht die aktuelle Situation mit der Napster-Ära der Musikindustrie, als illegales Streaming weit verbreitet war. Walsh betont, dass die Verlage, insbesondere die kleinen, eine starke Verhandlungsposition gegenüber den Tech-Unternehmen benötigen, um fair entlohnt zu werden.

Die großen Technologieunternehmen wie OpenAI, Google und Meta argumentieren, dass das Training von KI-Modellen auf urheberrechtlich geschützten Büchern unter ‘Fair Use’ fällt. Walsh widerspricht dem entschieden und bezeichnet es als den größten Raubzug der Menschheitsgeschichte. Er weist darauf hin, dass diese Unternehmen nicht einmal für die Kopien der Bücher bezahlt haben, die sie für ihre Modelle verwenden.

Der Vergleich mit der Musikindustrie zeigt, dass ein nachhaltiges Modell notwendig ist, um die Interessen der Autoren zu schützen. Streaming-Dienste wie Spotify haben gezeigt, dass es möglich ist, Künstler zu entlohnen, auch wenn die Vergütung für weniger bekannte Musiker oft unzureichend bleibt. Ein ähnliches Modell könnte auch im Verlagswesen etabliert werden, um den Autoren eine faire Entlohnung zu sichern.

Die britische Regierung plant Änderungen im Urheberrecht, die es KI-Entwicklern erlauben würden, Modelle mit jedem rechtmäßig zugänglichen Material zu trainieren, es sei denn, die Urheber widersprechen aktiv. Diese Änderungen stoßen auf heftige Kritik, da sie die Rechte der Künstler weiter schwächen könnten.

Die Vorstellung, dass große KI-Modelle unser gesamtes digitales Wissen aufnehmen, ist beängstigend. Diese Unternehmen könnten mehr über uns und die Welt wissen, als ein Mensch je verstehen könnte, und dieses Wissen nutzen, um unser Verhalten zu beeinflussen. Die Debatte um den Einsatz von KI im Verlagswesen ist ein Weckruf für die Branche, ihre Rechte zu verteidigen und faire Bedingungen zu schaffen.

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